Reise der Jusos nach Israel und Palästina - 1. bis 11. März 2005

Veröffentlicht am 14.04.2005 in Jusos

Von Marijke Höppner

Anfang März verbrachte eine 10-köpfige Delegation der Jusos Berlin 10 Tage in Israel und Palästina. Die Reise war die Antwort auf einen Besuch der Young Yahad. Die Young Yahad ist die Jugendorganisation der Partei Yachad (hebräisch für "zusammen"), eine kleine linke Partei, die aus Meretz hervorgegangen ist. Young Yachad ist wie die Jusos auch Mitgliedsorganisation des Dachverbands der sozialistischen Jugendverbände - der IUSY (International Union of Socialist Youth) und teilt mit uns die Werte einer sozialdemokratischen/sozialistischen Politik.

Reise der Jusos nach Israel und Palästina - 1. bis 11. März 2005

Die Reise begann eigentlich schon im Februar mit einem Vorbereitungsseminar zum Nahostkonflikt. Alle waren sehr motiviert und jedeR trug seinen Teil zu dieser Reise bei, was sie schließlich auch so erfolgreich gemacht hat. Vor allem haben alle einen Einblick in die doch nicht so einfach zu bewertende Problematik im Nahen Osten gegeben.

Die Reise war durchaus dazu gedacht viele Positionen zu hören und sich nicht zwingend auf eine Seite zu schlagen, sondern vielmehr mit beiden Seiten die Probleme der jeweiligen anderen zu diskutieren. Die ersten Tage verbrachten wir Tel Aviv, Haifa und Jerusalem. Erst der zweite Teil brachte uns nach Bethlehem und Ramallah. Wir haben viele Gespräche geführt mit der Young Yahad, mit Young Fatah (unserer Partnerorganisation in Palästina), mit dem Knesset Abgeordneten Roman Bronfmann und dem Minister für Jugend in Palästina, wir haben NGOs gehört, Fraueninitiativen und israelische Kriegsdienstverweigerer, doch besonders beeindruckend waren die Momente, in den Konflikt spürbar machten. Zunächst würde ich sagen, war das der gemeinsame Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Die Tatsache mit unseren jüdischen Genossen gemeinsam eine solchen Ort zu besuchen, war nicht leicht. Sehr schnell fühlt man sich als Tätervolk und verschlimmert wird das Ganze noch dadurch, dass man mal so nebenbei gefragt wird "Und wie ist das mit der NPD in Sachen?" Das Existenzrecht Israels steht außer Frage. Hoffnung gab einem der "Garden of the rightous". Ein Garten, der sich über die ganze Fläche der Gedenkstätte verteilt. Für jede Person, die im zweiten Weltkrieg den Juden geholfen hat, wurde dort ein Baum gepflanzt.

Das zweite Beeindruckende Erlebnis war der Besuch des Freidhofs zum Gedenken der Terroropfer. Wir wurden von einem unserer Genossen der Young Yahad dort hingebracht im Rahmen unseres Programms. Schon in Berlin hatte uns Ejal erzählt, dass in dem Restaurant seiner Familie ein Selbstmordattentat statt gefunden hatte und seine Eltern dabei schwer verwundet wurden. Seine Schwester starb und liegt auf diesem Friedhof in Haifa, den wir gemeinsam besuchten. In Palästina besuchten wir eine NGO, die uns detailliert über den Bau der Barriere zwischen Israel und der Westbank berichtete. In Israel wird der Bau mit dem Schutz vor Selbstmordattentätern begründet und tatsächlich ist seit dem Bau der Zauns bzw. der Mauer die Anzahl der Todesopfer zurück gegangen. Zum Teil sogar auf Null. Fakt ist jedoch auch, dass die Mauer nicht auf der grünen Linie von 1967 gebaut wurde, sondern illegal von der Regierung gebaute Siedlung in das israelische Land einverleibt. Der Bericht dazu war interessant. Begreifbar wurde uns das Ganze erst, als wie mit dem Auto mal die 7 Meter hohe Mauer abfuhren - auf israelischer, als auch auf palästinensischer Seite. Palästinensische Dörfer wurden zerteilt, Menschen können ihre Familien nicht besuchen oder manchmal sogar nicht das Krankenhaus in Norfällen, da es sich auf der anderen Seite der Mauer befindet. Zusätzlich wurden parallel Straßen gebaut, aber nicht eine für alle, sondern jeweil eine für die Palästineser und eine für die Israelis.

Unsere Erfahrungen dieser drei Erlebnisse konnten wir mit unseren Partnerorganisation auf beiden Seiten diskutieren und waren relativ überrascht, über das Verständnis, dass sich beide Seiten entgegenbrachten. So war zum Beispiel der Mauerbau und damit die Herstellung eines Sicherheitsgefühls für die Young Fatah durchaus in Ordnung, solange sie auf der grünen Linie statt fand und auch die Young Yahad setzt sich für die schnelle Umsetzung des Friedensprozesses ein, den Abzug der Siedler, usw.

Natürlich waren die Diskussionen nicht immer so einfach. Manchmal sind wir an Punkte angelangt, an denen wir nicht mehr wussten wie wir weiter diskutieren sollten z.B. in Gesprächen mit einer NGO in Ramallah oder mit einem Professor in Haifa, doch auch das auch diese Gespräche würde ich als wichtig beschreiben, um ein besseres Verständnis für die Gesellschaft(en) zu gewinnen und auch mal zu hören, wie denn der Mainstream jeweils tickt.

Alles in allem würde ich die Delegationsreise der Jusos Berlin als eine wertvolle Erfahrung bezeichnen, die unsere Poition in unseren Partnerorganisationen in Israel und Palästina gestärkt hat und auch uns ein Feingefühl für unsere Geschichte und die von Israel und Palästina gegeben hat. Ich bin mir sicher das jedeR von uns die Reise wiederholen würde.