Big in Japan!

Veröffentlicht am 08.07.2005 in Jusos

08.07.2005: Nordostjuso Bertolt Meyer berichtet von seinem Studienaufenthalt in Japan.

ein paar dinge über japan:
dinge, die stimmen:

alle verbeugen sich ständig und sind super-höflich. alle angestellten in öffentlichen berufen, vom schaffner bis zum parkhauseinweiser, tragen weiße handschuhe und sind immer super-bemüht alle strassen sind voller menschen und voller neon die u-bahn in tokio kann wirklich entsetzlich voll sein japaner arbeiten von 6 bis 22h viele toiletten haben tatsächlich einen beheizten sitz und eine dusche mit regelbarem wasserdruck in jedem u-bahn-wagen liest mindestens einer manga und mindestens 20% der leute schlafen in nudelsuppenrestaurants schlürfen alle lautstark sushi ist viel besser als bei uns alles ist unendlich teuer (2 äpfel für 3 euro, 1 liter o-saft im supermarkt 2,5 euro) japanisches fernsehen ist entsetzlich bunt, hektisch, laut (-> unerträglich) japaner sind entweder über 28 und tragen anzug und krawatte oder sie sind jünger und tragen krasse urban gestylte markenklamotten und haben lange gefärbte haare. oder sie sind noch jünger und tragen schuluniform.

was nicht stimmt:

bisher hat es noch kein einziger japaner positiv gewertschätzt, wenn ich versucht habe, auf japanisch zu kommunizieren (was manchmal klappt und manchmal nicht) japanische technik ist ist nicht super high-end, sie ist nur super bunt und verspielt japaner sind nicht zu allen höflich, auf der strasse und in der u-bahn könnnen sie mega-ruppig sein

was mir aufgefallen ist:

es gibt in der rush-hour u-bahnwaggons nur für frauen. Jede zweite frau in tokio ist schon mal in der u-bahn sexuell belästigt worden. wie es ist, sich als ausländer zu fühlen. ich sehe anders aus als alle hier, ich verstehe die sitten und gebräuche wenig bis gar nicht, ich verstehe die sprache kaum und kann sie nicht lesen. Ich fühle mich unsicher und viele dinge die zu hause selbstverständlich sind arten hier in stress aus. Beispielsweise bin ich heute zum ersten mal mit dem bus gefahren. keine beschriftungen auf lateinisch. Ich wusste nicht welcher bus wann wohin weil ich die stationsaushänge so gut wie nicht lesen konnte. und ich konnte den bus nicht bedienen, denn es ist genau anders rum als bei uns. bei uns steigt man vorne ein und bezahlt beim einsteigen bis zu seinem zielort. hier steigt man hinten ein und vorne aus und bezahlt erst beim rausgehen. Das bezahlen läuft so, dass man das geld in einen schlitz steckt und es wird komplett in kleingeld gewechselt aber man nimmt sich nur das wechselgeld, das einem zusteht. bedeutet aber, dass man wissen muss, was man bezahlen muss; das zeigt ein taxameter-ähnliches display über der frontscheibe des busses an. und das sind solche kleinigkeiten im alltag, die einen immer wieder aufschmeißen. in tokio ist es sehr laut, alles piepst und plärrt. selbst die lkws spielen beim abbiegen eine sich wiederholende frauenstimme ab, die sagt, vorsicht, ich biege ab. die japaner sind totale sicherheitsfanatiker. überall wird man vor irgendetwas gewarnt, keine wand ohne verbots- oder hinweisschild, allein in meinem badezimmer sind 5 : nicht auf die klobrille steigen/stellen, man könnte abrutschen und sich verletzen, das wasser ist trinkbar, das duschwasser könnte heiß sein (kein witz!), man soll nichts an die lampe hängen weil es feuer fangen könnte und wie man die toilette bedient. Der executive director des programms, mit dem wir hier sind, herr akira sakai, hat in seiner begrüßungsrede gleiche teile darauf verwendet, uns zu sagen, dass wir hart arbeiten sollen und dass wir uns vor dem verkehr in acht nehmen sollen.